Anna

Gendern

Ich spreche und schreibe, wie ich fühle. 

Es regt mich auf, dass ich mir für meine Webseite die Frage stellen muss, ob ich gendere oder nicht. Das Gendern lenkt mich beim Schreiben immer wieder vom eigentlichen Inhalt ab, entwertet meine Texte sprachlich und ästhetisch. Deshalb werde ich unsere Sprache nicht als Erziehungsmittel nutzen. Eine gerechte Sprache schafft noch lange keine gerechte Welt oder eine diskriminierungsfreie Gesellschaft. Sprache ist eine gemeinsame Basis der Kommunikation, welche natürlich gewachsen ist. Sprache schafft Bilder. Sprache erzählt unsere Geschichte.

Es ist Tatsache, dass Frauen bis 1918 nicht wählen durften. Unsere sprachliche Maskulinität ist historisch bedingt. Das Wort “US-President” hat für die ersten Jahrhunderte der amerikanischen Geschichte nur Weiße bezeichnet und somit ein Bild eines weißen Mannes in den Köpfen der Menschen kreiirt. Die Geschichte, also Barack Obama, hat die Sprache verändert. Obama hat die Bedeutung des Wortes “US-President” um seine eigene Identität erweitert. Konkret bedeutet Obamas Präsidentschaft, dass es Jugendliche gibt, die beim Wort Präsident zuerst an einen schwarzen Mann denken, weil der Präsident, mit dem sie aufgewachsen sind, eben schwarz war.

Mein Gehirn erschafft ganz viele kreative Bilder auf Grundlage meiner Biographie, wenn ich schreibe. Ich möchte meine Bilder nicht bewusst sexistisch zerstören. Ich mag sie. In meinem Lehrerzimmer sitzen selbstverständlich nicht nur weisse Männer mit Nickelbrille, sondern auch Frauen mit einer Behinderung oder türkische Schwule. Dort sitzen Menschen. 

Der bewusste, sensible und selbstbestimmte Umgang mit Sprache ist die Lösung. Es ist für mich eine Kunst, Bilder zwischen den Zeilen entstehen zu lassen und Gedankengut zu verbalisieren. Nur mit diesen Bildern kann ich auch fühlen. Und nur, wenn ich auch fühlen kann, weiss ich, dass ich lebe.